Die ungarische Inflation 1945 / 1946

Im April 1945 zog sich die deutsche Wehrmacht aus Ungarn zurück und das Land wurde vollständig von der Roten Armee besetzt. Eine Übergangsregierung wurde eingesetzt. Das ungarische Volk war zunächst erleichtert, als die deutschen Truppen abgezogen, aber sie täuschte sich gewaltig in ihrer Hoffnung, die Russen kämen als Befreier: Es kam zu brutalen Ausschreitungen, 250.000 Männer wurde als Zwangsarbeiter nach Russland deportiert, Vergewaltigungen waren an der Tagesordnung. Die Schäden des Krieges beliefen sich auf 22 Milliarden Pengö, was etwa 40 Prozent des nationalen Vermögens entsprach. Die halbe Industrie musste neu aufgebaut werden, alle Brücken über Donau und Theiss waren zerstört, die Landwirtschaft hatte 50% ihres Viehbestandes und ein Drittel aller Maschinen verloren.
Die Inflation nahm ihren Anfang. War vor dem russischen Einmarsch noch die größte Banknote der 1000 Pengö-Schein, druckte man im November 1945 bereits Scheine mit Millionen Pengö Nennwert. Ebenfalls im November 1945 fanden die Wahlen statt. Die Kleinlandwirtepartei gewann dabei 57% der Stimmen. Im Februar 1946 wurde die Republik ausgerufen. Die im Hintergrund agierende kommunistische Partei MKP leitet eine Bodenreform ein, die die Kirche und die Grossgrundbesitzer enteignete. War bisher ein Viertel des Ackerlandes im Besitz der tausend Reichsten in Ungarn, so bestand nun die Agrarbevölkerung zu 95 Prozent aus Kleinstbetrieben mit max. 2,8 ha (5 Joch). Zuwenig, um die eigene Familie zu ernähren. Ab April 1946 wurde auf den Geldscheinen die Währungsbezeichnung in Milpengö geändert (1 Milpengö = 1 Million Pengö) ab Juni 1946 schließlich in B.-Pengö (1 B.-Pengö = 1 Billion Pengö). Die höchste ausgegebene Nominale in dieser Inflation war 100 Millionen B.-Pengö (100.000.000.000.000.000.000 Pengö), es wurde zwar noch ein 1 Milliarde B.-Pengö gedruckt, er wurde aber nicht mehr in Umlauf gebracht.
 
1 Milliarde B.-Pengö (Billionen Pengö) vom Juni 1946 (kam nicht mehr zur Ausgabe)

Durch diese immense Inflation ging man von Geldgeschäften zum Tauschhandel über. Um die Steuern und Gebühren bezahlen zu können, wurde vom Finanzminister der Adópengöröl (Steuer-Pengö) geschaffen. Adópengöröl-Scheine wurden ab Anfang Juni 1946 vom Finanzministerium und von der Ungarischen Postsparkasse ausgegeben.
 
100 Millionen Adópengöröl (Steuer-Pengö) vom Mai 1946
ausgegeben vom ungarischen Finanzministerium

Am 1. August 1946 wurde die Pengö-Währung durch den Forint ersetzt. Umtauschkurs: 1 Forint = 200 Millionen Adópengö (200.000.000 Adópengö) oder 400 Billiarden B.-Pengö (400.000.000.000.000.000.000.000.000.000 Pengö). Altes Geld musste noch bis Ende September angenommen werden.