Die Anfänge des Schützenwesens in Leipheim


Die Geschichte des Schießens in Leipheim begann schon im Mittelalter. Damals waren alle männlichen Bürger einer Stadt zur Verteidigung verpflichtet. Und so wird auch in Leipheim spätestens nach der Fertigstellung der Stadtbefestigung im 14. Jahrhundert eine Schützenbruderschaft entstanden sein. Die erste Erwähnung einer "Zielstatt" ist von 1453, als die Stadt Leipheim am die Stadt Ulm verkauft wurde. Geschossen wurde seinerzeit mit der Armbrust und dem Handrohr, später auch mit der Hakenbüchse. Die die Treffergenauigkeit der Armbrust den damaligen Feuerwaffen weit überlegen war, dauerte es bis weit ins 16. Jahrhundert bis sich Handfeuerwaffen richtig durchsetzen konnten. Um die Waffenhandhabung optimal zu beherrschen, fanden außerhalb der Stadtmauern regelmäßig Schießübungen statt. Aus diesen Übungsschießen entwickelten sich bald Wettkämpfe, bei denen die Schützen ihr Können zur Schau stellen konnten. In einem alten Gedicht über Leipheim heißt es:

In den Hopfengärten am Oberen Tor liegt auch der Schießgraben
nebst einem Schützenhaus, von Wind und Kugel frei
Wo die Erfahrenen die beste Übung haben
Wo man zuschauen kann, ohn alle Furcht und Scheu

Das erwähnte Schießhaus war ein komplett aus Holz errichtetes Gebäude, im Inneren ausgestattet mit Tischen und Bänken. Dazu gab es eine Schreibhütte, wo ein geschworener Schreiber die Schützen einschrieb. In einiger Entfernung gab es Hütten für die Zieler, die nach den abgegebenen Schüssen anzeigten, ob der Schütze das Ziel getroffen hatte.

Die jährlichen Preisschießen begannen nach einem festlichen Umzug morgens um 8 Uhr und dauerten bis nachmittags um 16 Uhr. Die Armbrustschützen eröffneten das Schießen. Die Bolzen wurden genau geprüft und auf jeden der Name des Schützen geschrieben. Die Scheibe hatte einen Durchmesser von 12 bis 15 cm. Wer mit seinem Bolzen in den aufgemalten Kreis traf hatte einen Gewinn. Der Schütze saß etwa 90m vom Ziel entfernt auf einem Stuhl ohne Lehne und musste mit freischwebendem Arm und abgetrennten Wams-Ärmeln schießen. Die Armbrust durfte die Achsel oder den Bauch nicht berühren.

Nach dem Armbrustschießen folgte oft ein Wettrennen, bei dem man Sachpreise gewinnen konnte.

Danach folgte das Schießen mit den Feuerwaffen. Der Schütze schoss auf unversehrte Scheiben mit einem Durchmesser von 1,42 bis 1,67 Meter. Die Schussentfernung lag bei etwa 187 Metern. Wer die Scheibe traf hatte einen Gewinn. Geschossen wurde stehend mit frei schwebendem Arm und abgetrennten Wams-Ärmeln. Verboten war das benutzen von Schürzen, Riemen, Rauchpfannen oder Waffen mit gezogenen Läufen. Die Waffe durfte auch beim Schießen mit Feuerwaffen die Achsel oder den Bauch nicht berühren. Zugelassen war aber ein einfaches Absehen (also Kimme und Korn). Die typischen Geschosse hatten einen Durchmesser von einem ¾ Zoll und wogen etwa 35 Gramm.

Der beste Schütze gewann im Jahr 1528 ein Paar Hosen und 1561 ein Barchent-Tuch. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ging man zu Geldpreisen über.

1634 flüchteten die Leipheimer Bürger nach Ulm, Grund dafür waren die herannahenden kaiserlichen Truppen, die nach der Schlacht bei Nördlingen plündernd und brandschatzend durch Schwaben zogen. Dabei ging auch das Schießhaus in Leipheim in Flammen auf. Erst 1658 wurde es wieder aufgebaut. Der genaue Standort ist leider nicht bekannt.

Viele Jahre später, genauer gesagt am 3. November 1950, wurde dann im Gasthaus "Hirschbräu" der Sportschützenverein Güssen mit 22 Mitgliedern gegründet. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, das Schießen als Volkssport auf breiter Grundlage zu pflegen. Vom Wirt gestiftete Luftgewehre waren damals die einzig zulässigen Waffen. 1951 stifteten die Schützen verschiedene Taler (darunter ein Maria-Theresia-Taler) für eine Schützenkette. 1955 fand die Fahnenweihe statt. Zu dieser Zeit hatte der Verein knapp hundert aktive und passive Mitglieder.